Zum siebten Mal in Biel - aber wie im siebten Himmel habe ich mich diesmal nicht gefühlt. Nicht, dass es mir schlecht erging, es war alles ok, Beine, auch der Rücken, der ja im Mai mal ein bisschen Probleme gemacht hatte.
Eher der Kopf - ich konnte nicht so recht loslassen, was ja bei einem so langen Lauf eigentlich unerlässlich ist. Aber von Anfang an.
Angereist bin ich wie immer mit dem Zug, am späten Vormittag losgefahren und diesmal auch vollkommen ohne Probleme in Biel angekommen. Meistens fahre ich ja über Frankfurt, steige dort in den ICE nach Basel und von dort aus direkt mit dem IC nach Biel.
Diesmal waren Start und Ziel ganz neu in die Innenstadt ans Kongresszentrum verlegt worden und man konnte dort zum ersten Mal auf eine brandneue Sporthalle zurückgreifen, die viel Platz für Umkleide, Kleiderablage, Massage und Dusche bot. Ein Zelt gab es auch noch, dieses war zwischen Kongresszentrum und Sporthalle aufgebaut und war für die Pasta-Party und allgemein fürs leibliche Wohl gedacht. Alles wirkte sehr gut strukturiert und vor allem - wetterfest, was ja nach der Regenschlacht im letzten Jahr unglaublich wichtig war, als dort die Zeltstadt regelrecht absoff.
Ich kam also wie immer am frühen Abend um kurz nach 6 in Biel am Bahnhof an, ein kurzer Gang von ca. 10 Minuten zum Wettkampfzentrum und dann habe ich innerhalb von Minuten meine Startnummer erhalten und bin dann zur nahegelegenen Sporthalle gegangen. Dort habe ich mich in aller Ruhe installiert - sprich umgezogen, Rucksack platziert, meine Vorräte aufgegessen - und bin dann in den Start/Zielbereich gegangen, um dort nach Bekannten Ausschau zu halten.
Dort habe ich gleich Conny und Jörg nebst Joe und Klaus getroffen, was Jörg auch gleich fotografisch dokumentiert hat:
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Zwischen Joe und Conny |
Zurück in der Halle traf ich Gerda und Sigrid, mit denen ich mich über gemeinsame Lauferlebnisse gut unterhalten habe. Dann war es auch schon Zeit, zum Start zu gehen und dort traf ich mit Elke und Conny zwei Bekannte aus dem streakrunner- Forum, was Elke auch dokumentiert hat:
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Mit Conny vor dem Start - in der einzigartigen Startatmosphäre in Biel |
Und dann ging es los, wie immer um 22 Uhr, noch ist es nicht ganz dunkel und wir laufen die ersten Kilometer unter grossem Zuschauerzuspruch durch die Bieler Innenstadt. Dann ging es hinaus ins Dunkel, es wurde ruhiger und das ist es, was Biel so wunderbar macht: die Stille der Nacht, der Himmel über uns und das Eintauchen in die Nacht. Was mir, wie bereits erwähnt, nicht so gut gelingen wollte in diesem Jahr.
Nach knapp 20 Kilometern dann die Brücke bei Aarberg, jedesmal ein ganz tolles Erlebnis.
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Stimmungsnest in Aarberg - die alte Holzbrücke |
Weiter gings durch die Nacht bis zum ersten großen Checkpoint bei km 38 Oberramsern. Danach heisst es wieder Eintauchen durch die Nacht und dann kommt das 50 Kilometerschild. Hier hatte ich dann ein witziges Erlebnis: eigentlich wollte ich ja nur austreten, auf einer Wiese schien die Gelegenheit in der Dunkelheit günstig. Nur war da leider ein Wassergraben und so machte es QUAPSCH und der Schuh war weg. Ups, aber ich konnte ihn wieder angeln. Und dann nichts wie zurück auf den Weg, aber vorher gabs nochmal ein QUAPSCH und der andere Schuh war weg. Auch den hatte ich wieder und dazu noch als Beigabe klatschnasse Socken... Egal, weiter gings. Kurz vor dem nächsten Checkpoint bei Kirchberg, ca. Kilometer 56 dämmerte es, der erste Vogel war um 4:15 Uhr zu hören.
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Kernenried, kurz vor dem zweiten Checkpoint bei Km 56 |
Kirchberg, der zweite große Checkpoint, ist immer ganz besonders - hier ist es nicht mehr ganz dunkel, wenn ich einlaufe, der Tag bricht an - und das Wissen darum, dass jetzt der berüchtigte Ho-Chi-Minh-Pfad kommt, knapp 10 Kilometer durch den Auenwald auf dem Emmendamm mit dicken Steinen und Wurzeln. Da heisst es aufpassen, aber Gehpausen sind ja auch erholsam. Ich mag diesen Streckenabschnitt, er ist so urwüchsig und sooo schwer ist er auch nicht zu bewältigen. Diesmal habe ich mir hier sehr viel Zeit gelassen, aber das ist ja in Biel gar kein Problem.
Dann gehts wieder über eine Brücke und dann laufen wir vorbei an satten Wiesen und nähern uns nach und nach dem dritten Checkpoint in Bibern bei Kilometer 76. Dann folgt der Aufstieg, den ich gemächlich walkend in Angriff nehme und danach gehts bergab mit wunderbarem Blick ins Tal. Hier konnte ich sonst immer flott laufen, diesmal war ein bisschen die Luft raus, so dass ich hier auch bergab regelmässig Gehpausen einlege.
Im Tal angelangt kommt dann auch bald ein weiterer von mir sehr geliebter Abschnitt bei Büren, wo ich mich nochmals ordentlich versorge - und mir schmeckts, wie man sieht:
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Lecker Brot mit Cola, das gibt Kraft - und nur noch ca. 13 Kilometer |
Die letzten Kilometer geht es den Nidau-Büren-Kanal entlang, teils idyllisch, teils aber auch ein wenig trist und dann sind wir schon in Biel. Ein letzter kleiner Anstieg und dann ist das siebte Finish in Biel perfekt - zwar so langsam wie noch nie, dafür aber vollkommen ohne Probleme, keine Blasen, gar nichts - was will ich mehr.
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Zum siebten Mal im Ziel in Biel! |
Mir wird eine Medaille umgehängt, ich bedanke mich ausführlich bei allen HelferInnen, unterhalte mich noch mit Karin aus Mannheim, die kurz vor mir einlief, trinke ganz viel - und gehe dann gemütlich duschen. Das ist wirklich ein Traum, tolle Duschen, heiss und großzügig, klasse. Dann hole ich mir noch meine Urkunde, schaue kurz im Ziel den einlaufenden LäuferInnen zu und mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Hauptsächlich schlafend gehts heim und ich bin glücklich, dass ich mal wieder in Biel laufen konnte!