Berichte - Marathons, Ultras und Laufalltag

Donnerstag, 19. Mai 2011

Knastmarathon Darmstadt-Eberstadt, 15. Mai 2011

Am Sonntag war ich im Knast...und das freiwillig. Mit allem Drum und Dran, Personenkontrolle, Gepäckdurchleuchtung, Abtasten und Drogenspürhund (oh, was war das ein schöner Hund, den hätte ich gern mitgenommen)

Und ich habe es nicht bereut, es war ein ganz fantastisches Erlebnis!


Schon zum 5. Mal hat dieser Knastmarathon in der JVA Darmstadt-Eberstadt stattgefunden, dort haben die Gefangenen die Möglichkeit, in einem Vorbereitungskurs über mehrere Monate auf einen Marathon hinzutrainieren. Unter professioneller Anleitung - und wohlgemerkt: das Training findet ausschließlich auf dem Gefängnisgelände statt, auf einer Runde von knapp 2 km!


Und das Projekt trägt unglaublich Früchte, jedes Jahr schaffen es einige der Gefangenen nicht nur, den Marathon zu finishen, sondern sie sind teils richtig gut. Zum Marathon werden dann auch rund 160 "Externe" zugelassen, wobei Frauen, die ja ohnehin bei Marathons in der Minderzahl sind, hier totale Exotinnen sind (und es waren mit gut 20 auch insgesamt recht wenige).


Die Organisation ist erste Sahne, alles ist perfekt vorbereitet. Schon mit den Startunterlagen bekommen wir ein personalisiertes Shirt in orange mit der Startnummer und dem eigenen Namen. Die Strecke ist ein Rundkurs mit einigen Pendelstücken, etwas über 1,7 km lang, die wir 24mal durchlaufen müssen. Teils an der Gefängnismauer entlang, was aber nicht bedrückend wirkt (und die Mauer ist mir "von der anderen Seite" wohl vertraut, das Gefängnis liegt nämlich fast im Wald und dieser ist "mein" Trainingsrevier).
Auf der Strecke gibt es immer wieder nette Begegnungen, die Marathonfamilie ist ja überschaubar, gerade bei solch kleineren Läufen.
An der Strecke gibt es viel Zuspruch, natürlich vor allem durch Gefangene, die überwiegend richtig gut drauf sind.
Zwischendrin gibts im Start-Ziel Bereich laute Musik und auf der Strecke macht eine Sambagruppe über Stunden richtig tolle Stimmung.

Die Rundenlauferei ist überhaupt nicht langweilig - aber Rundenlaufen liegt mir irgendwie und ich entdecke in jeder Runde etwas Neues. Das Gefängnisgelände ist recht grün, es gibt viele Bäume und das Wetter macht auch mit - kühl, etwas Sonne, um die Mittagszeit ein kurzer erfrischender Guss. Das passt, vor allem nach all den Hitzeläufen der letzten Wochen.

So kreisele ich vor mich hin, laufe zeitgleich mit dem Sieger über die Matte im Start-Zielbereich, muss ja dann nur noch so ungefähr 10 Runden laufen , die aber auch schnell rumgehen.

Und im Ziel dann eine schöne Medaille, dann noch ein paar nette Gespräche, alle sind gut drauf und ich verlasse gutgelaunt den Knast - und denke, dass es solche Projekte wie dieses in viel mehr Gefängnissen geben müsste.

2 Kommentare:

  1. Spannend! Das war ja ein besonderer Lauf! Und schöne Fotos mal wieder.
    Die Bini

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  2. wow! da hab ich ja mal praktikum gemacht. sieht nach einem guten lauf aus! die roli

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